Ein Blick auf die Grenzen. Zur Situation Geflüchteter in Bulgarien.

Wann

04/11/2021    
18:00 - 21:00

Wo

Veranstaltungstyp

Ein Blick auf die Grenzen.                                                                    Detmold, 02.11.2021

Vortrag zur Situation Geflüchteter in Bulgarien.

Mit Mathias Fiedler, Soziologe und Kulturanthropologe (Bordermonitoring.eu)

Immer öfter suchen Menschen, die über Bulgarien in die europäische Union eingereist sind, Hilfe beim Kirchenasylnetzwerk im Kreis Lippe.

Nach der Dublin-III-VO wäre Bulgarien für die Bearbeitung Ihrer Asylanträge zuständig.

Deutsche Behörden stellen Bulgarien bis heute häufig als völlig unproblematisch Geflüchtete dar. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen kritisieren dort jedoch schon seit langem die dortigen Zustände. So weichen die Anerkennungsquoten im Asylverfahren vom europäischen Durchschnitt ab und legen die Vermutung systemischer Mängel im Asylverfahren nahe.

Seit fünf Jahren werden in Bulgarien vor allem afghanische Menschen aufgegriffen. Das hat sich während des Abzugs der Nato aus Afghanistan noch verstärkt. Bisher sahen sich afghanische Staatsangehörige in Bulgarien jedoch mit einer Anerkennungsquote von lediglich 4% konfrontiert. Zum Vergleich: In der EU betrug deren Anerkennungsquote im letzten Jahr im Durchschnitt 53%.

Der bulgarische Grenzschutz wendet „Push-Backs“ an, die häufig mit Gewalt verbunden sind. Hierzu kooperiert Bulgarien intensiv mit der Türkei beim Schutz der gemeinsamen Grenze. Dabei verstößt es völkerrechtlich gegen das Non-Refoulement-Gebot. Erst im Juli 2021 hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Push-Back eines Journalisten durch Bulgarien in die Türkei verurteilt. Der derzeitige bulgarische Innenminister Bojko Raschkow erklärte Ende desselben Monats, dass seit Anfang diesen Jahres 17.621, sog. Drittstaatsangehörige versucht hätten, „illegal“ nach Bulgarien einzureisen, was verhindert worden sei. Kurz darauf kündigte Raschkow an, dass Bulgarien Hunderte Soldaten an die Grenze zu Griechenland und der Türkei entsenden werde, um diese dadurch besser zu schützen.

Der Migrationsforscher Mathias Fiedler von der Organisation bordermonitoring.eu beleuchtet in seinem Vortrag die Situation an den bulgarischen EU-Außengrenzen. Der Mitautor des Berichts „Get out! Zur Situation von Geflüchteten in Bulgarien“ spricht über die offenen und geschlossenen Flüchtlingslager und Abschiebehaftzentren innerhalb Bulgariens und beschreibt die dortige Situation anerkannter Geflüchteter.

Der Vortrag findet online statt.

Es wird um vorherige Anmeldung unter Anmeldung@fh-L.org gebeten. Nach erfolgter Anmeldung erhalten Sie die Zugangsdaten per Mail.

Eine Kooperationsveranstaltung der Flüchtlingshilfe Lippe e.V. mit der lippischen Landeskirche.
https://fh-l.org/vortragbulgarien/