Wann

04/11/2019    
20:00 - 23:00

Wo


Veranstaltungstyp

Ein Vortrag von Melanie Babenhauserheide, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Universität Bielefeld.

Die humorvolle, fünfzehnteilige Science-Fiction-Serie Návštěvníci (1983/1984, Regie Jindřich Polák, Drehbuch Ota Hofman), die in der BRD unter dem Titel Die Besucher, und in der DDR unter dem Titel Expedition Adam ’84 ausgestrahlt wurde, ist ein Produkt der für die Zeit des „Kalten Krieges“ ungewöhnlichen, jahrzehntelangen Zusammenarbeit der tschechoslowakischen Filmproduktion und des westdeutschen Fernsehens, mit der der moralisierende Charakter des Kinderfernsehens im Fahrwasser der Adenauerzeit überwunden werden sollte. Tschechoslowakische Filme wie Vorlíčeks Drei Nüsse für Aschenbrödel und Kinderserien von Der kleine Maulwurf bis zu Pan Tau haben als Gegenbild zu Hollywood seither sowohl die hiesigen Kindermedien als auch das Bild Tschechiens im bundesdeutschen Bewusstsein nachhaltig geprägt.

In Die Besucher reist eine vom „Weltenrat“ und dem „Zentraldenker“ ausgewählte Expedition aus dem Jahre 2484 zurück in das Jahr 1984, um nach der verschollenen Formel zur Verschiebung von Welten zu suchen, die der Nobelpreisträger Adam Bernau in seinen Memoiren erwähnt, denn mit dieser Formel soll in der Zukunft die von einer Weltraumkollision bedrohte Menschheit gerettet werden. Die Serie entwirft sowohl eine ironisch gebrochene Utopie der Zukunft, in der die Menschen laut Hofman „das Ideal verwirklichen, von dem wir träumen“, als auch ein humorvolles Konzept von den nachträglichen Bedeutungen der individuellen Entwicklung, denn der als „das Genie des 21. Jahrhunderts“ berühmt gewordene Adam wird im Jahre 1984 von seiner Umwelt als frecher Lausebengel wahrgenommen. In diesem Vortrag werden diese Konzepte von Zukunft und der Blick der Zukunft auf die zur Vergangenheit gewordene Gegenwart auf ihre politischen Implikationen hin befragt. Dabei wird unter anderem zu diskutieren sein, was es bedeutet, dass es in der Zukunft, aus deren Perspektive das 20. Jahrhundert barbarisch wirkt, weder Geld noch Krieg, aber dennoch Konkurrenz und relevante Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, worüber sich die hohe Störungsanfälligkeit der zukünftigen Technik lustig macht und wie es zu deuten ist, dass sich die Menschen der Zukunft nicht mehr bei der Entblößung ihrer Genitalien schämen, sondern wenn ihre nackte Kopfhaut von fremden Menschen gesehen wird.

Die humorvolle, fünfzehnteilige Science-Fiction-Serie Návštěvníci (1983/1984, Regie Jindřich Polák, Drehbuch Ota Hofman), die in der BRD unter dem Titel Die Besucher, und in der DDR unter dem Titel Expedition Adam ’84 ausgestrahlt wurde, ist ein Produkt der für die Zeit des „Kalten Krieges“ ungewöhnlichen, jahrzehntelangen Zusammenarbeit der tschechoslowakischen Filmproduktion und des westdeutschen Fernsehens, mit der der moralisierende Charakter des Kinderfernsehens im Fahrwasser der Adenauerzeit überwunden werden sollte. Tschechoslowakische Filme wie Vorlíčeks Drei Nüsse für Aschenbrödel und Kinderserien von Der kleine Maulwurf bis zu Pan Tau haben als Gegenbild zu Hollywood seither sowohl die hiesigen Kindermedien als auch das Bild Tschechiens im bundesdeutschen Bewusstsein nachhaltig geprägt.

In Die Besucher reist eine vom „Weltenrat“ und dem „Zentraldenker“ ausgewählte Expedition aus dem Jahre 2484 zurück in das Jahr 1984, um nach der verschollenen Formel zur Verschiebung von Welten zu suchen, die der Nobelpreisträger Adam Bernau in seinen Memoiren erwähnt, denn mit dieser Formel soll in der Zukunft die von einer Weltraumkollision bedrohte Menschheit gerettet werden. Die Serie entwirft sowohl eine ironisch gebrochene Utopie der Zukunft, in der die Menschen laut Hofman „das Ideal verwirklichen, von dem wir träumen“, als auch ein humorvolles Konzept von den nachträglichen Bedeutungen der individuellen Entwicklung, denn der als „das Genie des 21. Jahrhunderts“ berühmt gewordene Adam wird im Jahre 1984 von seiner Umwelt als frecher Lausebengel wahrgenommen. In diesem Vortrag werden diese Konzepte von Zukunft und der Blick der Zukunft auf die zur Vergangenheit gewordene Gegenwart auf ihre politischen Implikationen hin befragt. Dabei wird unter anderem zu diskutieren sein, was es bedeutet, dass es in der Zukunft, aus deren Perspektive das 20. Jahrhundert barbarisch wirkt, weder Geld noch Krieg, aber dennoch Konkurrenz und relevante Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, worüber sich die hohe Störungsanfälligkeit der zukünftigen Technik lustig macht und wie es zu deuten ist, dass sich die Menschen der Zukunft nicht mehr bei der Entblößung ihrer Genitalien schämen, sondern wenn ihre nackte Kopfhaut von fremden Menschen gesehen wird.