Aufzunehmen ist zunächst die allgemeine Frage, was Dialektik sei? Diese Frage suggeriert, es handele sich um eine Methode, die unabhängig vom Gegenstand bestimmt, gelernt und auf jedes mögliche Objekt anwendbar sei. Dieser Erwartung entsprechenden die geläufigen Vorurteile über Dialektik, etwa die Formel: ‚These – Antithese – Synthese’. Diese Vorurteile projizieren die Form der Methoden positiver Fachwissenschaften auf die Form einer dialektischen Theorie der Gesellschaft. Die Vorurteile sind nicht zu verwerfen, sondern als Ausdruck einer Gesellschaft aufzuklären, in der die Verhältnisse bewußtlos zu einer fixen, den Subjekten entfremdeten Objektivität verdinglicht sind.
Marx hat die Dialektik deshalb als eine Denkweise bestimmt, die „ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.“ Dialektik sei die Aufklärung bewußtloser gesellschaftlicher Verhältnisse, zentrales Moment der revolutionären Verwirklichung einer vernünftigen Gesellschaft, in der die Menschen sich ihrer selbst und ihrer Verhältnisse bewußt sind. In einer solchen Gesellschaft hätte die Dialektik ihren Gegenstand verloren.
Dialektik ist also nicht zu fixieren, nicht auf Formeln zu reduzieren, sondern exemplarisch und im gesellschafts-geschichtlichen Kontext vorzuführen. Der dialektischen Kritik der politischen Ökonomie von Marx entspricht nicht der Versuch, das „Wesen“ des Kapitalismus zu begreifen, indem man dieses auf einem Niveau begreift, das von allen Besonderheiten der bisherigen Epochen der bürgerlichen Politik-Ökonomie abstrahiert, sondern indem man Marx’ Dialektik selbst gesellschaftsgeschichtlich, als „ihre Zeit in Gedanken erfaßt“, begreift. Erst dann eröffnet sich die Perspektive einer dialektischen Kritik der Politischen Ökonomie des gegenwärtigen neoliberalen Kapitalismus, die auf eine revolutionäre Praxis verweist.Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt lehrte von 1979 bis 2009 am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller in Hamburg.
Marx hat die Dialektik deshalb als eine Denkweise bestimmt, die „ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.“ Dialektik sei die Aufklärung bewußtloser gesellschaftlicher Verhältnisse, zentrales Moment der revolutionären Verwirklichung einer vernünftigen Gesellschaft, in der die Menschen sich ihrer selbst und ihrer Verhältnisse bewußt sind. In einer solchen Gesellschaft hätte die Dialektik ihren Gegenstand verloren.
Dialektik ist also nicht zu fixieren, nicht auf Formeln zu reduzieren, sondern exemplarisch und im gesellschafts-geschichtlichen Kontext vorzuführen. Der dialektischen Kritik der politischen Ökonomie von Marx entspricht nicht der Versuch, das „Wesen“ des Kapitalismus zu begreifen, indem man dieses auf einem Niveau begreift, das von allen Besonderheiten der bisherigen Epochen der bürgerlichen Politik-Ökonomie abstrahiert, sondern indem man Marx’ Dialektik selbst gesellschaftsgeschichtlich, als „ihre Zeit in Gedanken erfaßt“, begreift. Erst dann eröffnet sich die Perspektive einer dialektischen Kritik der Politischen Ökonomie des gegenwärtigen neoliberalen Kapitalismus, die auf eine revolutionäre Praxis verweist.Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt lehrte von 1979 bis 2009 am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller in Hamburg.