(Wo) brüten wir in der Gegenwart die Bedingungen für eine neue Gesellschaft aus?
Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, daß die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind. (Karl Marx: Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, S. 9)
Will man die Dialektik der heutigen kapitalistischen Produktionsverhältnisse im Anschluss an Marx begreifen, stellen sich selbstverständlich viele Fragen, darunter auch die Frage: „(Wo) brüten wir in der Gegenwart die Bedingungen für eine neue Gesellschaft aus?“ Folgt man Marx, muss die politische Linke angesichts der humanitären und ökologischen Krise, die die Menschen durch die kapitalistische Produktionsweise hervorbringen, auf diese Frage eine Antwort finden, um handlungsfähig zu werden, statt lediglich „Krisenmanagement“ zu betreiben oder an die Vernunft bzw. die Moral zu appellieren. In dieser Veranstaltung möchten wir gemeinsam nachvollziehen, warum diese Frage nach Marx so zentral ist und über eine Theorie der Produktivkraftentwicklung in der Gegenwart diskutieren. Vorkenntnisse in marxistischer Theorie werden nicht vorausgesetzt, alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Dr. Eva Bockenheimer promovierte an der Ruhr-Universität Bochum zu Hegels Familien- und Geschlechtertheorie und ist freiberuflich in der gewerkschaftlichen Bildungs- und Beratungsarbeit tätig.