Aus Anlass des Protests von Greta Thunberg und ihren jugendlichen Followern von #FridaysforFuture:
Der „inkonsequente Kampf gegen den Klimawandel“: Schlecht gemachte Menschheitsrettung – oder imperialistische Energiepolitik?
Jugendliche streiken weltweit jeden Freitag gegen den Klimawandel. Sie werfen der Politik Inkonsequenz, Untätigkeit, Heuchelei bei der Lösung des Menschheitsproblems Nr.1 vor. Und „den Erwachsenen“ überhaupt Ignoranz gegenüber den düsteren Aussichten für die „nachfolgenden Generationen“.
Nur: Stimmen denn diese Einwände? Ist es vernünftig, der Politik ungeprüft zugute zu halten, dass sie eigentlich für das Gute, Wahre und Schöne zuständig sei, und diesen Auftrag nur immer nicht sachgerecht erfülle? Wer ist eigentlich das eigenartig kollektive Subjekt „Menschheit“, von dem man immer nur hört, wenn es „bedroht“ sein soll, und in dessen Namen sich einfach jede Schweinerei unternehmen und jeder Protest anmelden lässt? Dass Inselgruppen absaufen, ganze Landstriche verdorren oder immer öfter von Unwettern heimgesucht werden: Macht das aus den – ganz unterschiedlich – Betroffenen tatsächlich eine einzige große Gemeinschaft? Und wenn es schon um die Bedrohung der Menschheitszukunft gehen soll: Wer bedroht sie? Womit eigentlich und warum? Auch wieder „der Mensch“, „wir alle“ und „jeder und jede Einzelne“? Oder doch mehr „die Politik“ oder auch „die Erwachsenen“? Oder ist das alles ein und dasselbe? Fällt denn den Protestlern nicht auf, dass ausgerechnet die Politik, an die sie sich mit ihrem Protest richten, diesen Vorstellungen von kollektiven Betroffenheits- und Verantwortungssubjekten regelmäßig Recht gibt, – um sich dann im Namen eben dieser Menschheit und ihrer Verantwortung für das Klima genauso regelmäßig jede wirkliche Einmischung in ihre Geschäfte,zu verbitten?
Was die politisch Zuständigen dann unter dem allseits geteilten Titel „Sorge um das Weltklima“ und unter dem Titel „Klimapolitik“ betreiben, das ist ihre nationale Energiepolitik, die gerade für die wichtigsten und mächtigsten unter ihnen immer eine Frage weltweiter kapitalistischer Geschäftsmöglichkeiten und zugleich strategischer Sicherheit und Überlegenheit ist. Sie konkurrieren um den Zugriff auf alte und neue Energiequellen, mischen sich dafür in die Energiepolitik ihrer Konkurrenten ein und versuchen umgekehrt, jede Einmischung anderer Mächte in die eigene Energiebewirtschaftung abzuwehren. Und weil der Globus nicht zuletzt im Zuge des kapitalistischen Geschäfts mit der Energieerzeugung ziemlich umfassend versaut ist, ist die Frage des Umgangs mit den Folgen genauso als Gegenstand und Mittel ihrer internationalen Konkurrenz immer mit auf dem Tisch. Wenn dafür „Weltklima“ nicht die absolut passende Überschrift ist!
Offener Diskussionstermin der AG Analyse & Kritik