Das umstrittene Gedächtnis
Die deutschen Gedenkstätten zu den Verbrechen des Nationalsozialismus zwischen Gedenken, Geschichtspolitik und politischem Bildungsauftrag
Dr. Elke Gryglewski, Geschäftsführerin und Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen
Ausgangspunkt ihres Vortrages ist die Neuausrichtung der Gedenkstättenlandschaft seit den 90er Jahren. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung einer umfassenden Beforschung der NS-Verbrechen sind erst mit der Ausstellung zu den „Verbrechen der Wehrmacht“ seit 1995 die Täter:innen zunehmend in den Blick geraten.
Täter:innen fand man auf unterschiedlichen Ebenen – in Institutionen, Verbänden und Administration und – geleitet durch die Ideologie der „Volksgemeinschaft“ – auch in großen Teilen der Bevölkerung. Die Neugründung und der Umbau von bereits vorhandenen Gedenkstätten und zahlreiche neue Ausstellungen waren die Folge. Gedenkstätten waren und sind historische Orte von hoher emotionaler und symbolischer Bedeutung. Politisches und gesellschaftliches Lernen zur NS-Geschichte kann und sollte in starkem Maße auch hier stattfinden.
Aber wie muss eine angemessene Geschichts- und Gedenkstättenpädagogik aussehen? Welche institutionellen, konzeptionellen und nicht zuletzt finanziellen Voraussetzungen müssen für einen so verstandenen Bildungsauftrag vorhanden sein? Was sind die Zielgruppen der KZ-Gedenkstätten für diese politisch-historische Bildung?
Doch es scheint an gesellschaftlichem Bewusstsein und Konsens über die Zielsetzungen einer solchen Auseinandersetzung mit unserem „negativen Erbe“ zu mangeln. Wie könnte einer Wiederholung von Faschismus und Barbarei vorgebeugt werden? Erinnern allein wird nicht ausreichen.
Die Erfahrungen der Referentin als ehem. Mitarbeiterin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz und ihre jetzige Leitungstätigkeit in der Gedenkstätte Bergen-Belsen bilden wichtige Bausteine einer Beurteilung dieser Fragen.
Eintritt: frei
Veranstalter: Rosa Luxemburg Club Bielefeld in Kooperation mit der VHS Bielefeld und „Blumen für Stukenbrock“ – mit freundlicher Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung NRW e.V.
