Im Jahr 2018 wurde das Autozulieferer GKN von einem Finanzfond gekauft. Zum Zwecke der Profitsteigerung standen bald in allen Werken Maßnahmen zur Umstrukturierung an. Im Juli 2021 kam über Nacht die verhängnisvolle Nachricht, dass das Werk in Florenz geschlossen werden sollte. Alle 422 Beschäftigten erhielten eine Kündigung.
Doch entschlossen sich die Beschäftigten sich dagegen zur Wehr zu setzen. Die Belegschaft des ehemaligen Fiat Werks kann auf eine lange Tradition des Arbeitskampfes zurück blicken. In den 1970er blühten dort Experimente des gewerkschaftlichen Kampfes und der Mitbestimmung.So entschlossen sich die Beschäftigten kurzerhand, das Werk zu besetzen.
Die Besetzung war erfolgreich. Sie haben ganz praktisch die Eigentumsfrage gestellt. Mittlerweile, fast drei Jahre später, sind sie dabei, dass Werk in eine Genossenschaft umzuwandeln. Von einem ökologischen Standpunkt überzeugt, haben sie sich der Automobilindustrie abgewandt und begonnen ihre Produktion nachhaltig zu gestalten. Statt Teile für Automobile, werden nun Solarpanels und Lastenräder gefertigt.
„Unser Kampf hat nicht begonnen, indem wir über Umweltschutz geredet haben oder indem wir über Konvergenz und die Notwendigkeit gesprochen haben, die Kämpfe der Arbeiter und der Umweltbewegung zu verbinden, sondern wir haben aus unserer Erfahrung gelernt, dass beides notwendig ist. Die Verbindung zwischen Umweltbewegung und der Arbeiterbewegung ist nicht bloß eine abstrakte Notwendigkeit (das ist sie auch), sondern eine praktische Notwendigkeit. Sie ist die einzige Möglichkeit, die wir als Arbeiter haben, um tatsächlich unsere Rechte, unsere Arbeitsplätze und unsere Löhne zu verteidigen. Es gibt also nicht den ökonomischen Kampf der Arbeiterbewegung, der dann irgendwann durch einen seltsamen Altruismus auch zur Umweltbewegung wird. Es gibt nur einen Kampf. Für das Leben, für die Fähigkeit, vom eigenen Lohn zu leben, mit eigenen Rechten, mit der eigenen Zeit. Das Leben ist die Luft, die wir atmen, das Leben ist das Territorium, das wir durchqueren. Das Leben ist die Fähigkeit der Menschen, ihre Arbeitsplätze zu verteidigen, aber auch zu entscheiden: Wem nützt deine Arbeit? Welche Welt wird sie hinterlassen? In welcher Welt findet sie statt?“
Von dem realen Versuch die Eigentumsfrage gemeinsam mit der ökologischen zu stellen und zu beantworten erzählt der Kampf der Collettivo Fabbrica GKN. Damit dieser Versuch glücken kann sind sie auch auf unsere Solidarität angewiesen.
Die deutsche Solidaritätsstruktur macht eine Konversionstour quer durch Deutschland und berichtet hierbei vom Kampf der Arbeiter:innen und der Möglichkeit sie zu unterstützen. Am 15.06 machen sie hierfür um 17.00 in Bielefeld in der Bürgiwache Halt.
Komm gern dazu!
