Wann

19/08/2022    
18:00 - 19:30

Wo

Rathausplatz
Rathausstraße, Bielefeld, NRW

Veranstaltungstyp

Wir rufen dazu auf, euch der Demo am Freitag um 18 Uhr vor dem Rathaus anzuschließen, und dabei
um die Opfer von Polizeigewalt zu trauern, Kritik an der Polizei zu üben, über Alternativen
nachzudenken und um uns besser zu vernetzen und eine breitere Solidaritätsbewegung zu schaffen.
Hier ist ein öffentliches Statement, um den Kontext unseres Protests deutlich zu machen:
Wenn die Polizei Menschen in psychosozialen Krisensituationen anhält, fügt sie ihnen zunehmend
unverhältnismäßige und oftmals tödliche Gewalt zu. Allein in den letzten zwei Wochen hat die Polizei
vier Menschen getötet.
Am 2. August schoss die Polizei im Frankfurter Bahnhofsviertel einem 23jährigen somalischen Mann
in den Kopf, während er ein Messer in der Hand hielt. Aufgrund von Drohungen mit dem Messer sollen
zwei Frauen die Polizei gerufen haben. Am 3. August erschoss die Polizei Jozef Berditchevski (48) in
seiner Wohnung in Köln. Sie kam, um ihn zur Räumung seiner Wohnung zu zwingen. Jozef war ein
bekannter Kölner Straßenmusiker, der WDR feierte ihn in einer Reportage. Am 7. August überfallen
Polizeibeamte einen 39 Jahre alten Mann in seiner Wohnung in OerErkenschwick. Sie setzten
Pfefferspray ein und fixierten ihn. Er wurde daraufhin bewusstlos und starb später im Krankenhaus.
Bisher fehlt es an öffentlich zugänglichen Informationen zu diesem Fall.
Am 8. August in Dortmund setzten Polizeibeamte Pfefferspray und Taser gegen den unbegleiteten
minderjährigen Geflüchteten Mouhamed Lamin Dramé (16) ein und erschossen ihn mit fünf Schüssen
aus einer Maschinenpistole. Mouhamed, der aus Senegal nach Deutschland geflüchtet war, äußerte
Suizidabsichten gegenüber der Polizei, aber sie erschossen ihn trotzdem. Seine Eltern starben vor
Jahren und er sah seinen Bruder auf See sterben, als sie zusammen auf dem Weg nach Europa waren.
Quellen zufolge hat ihn niemand überlebt.
Wir erinnern uns, dass im Mai die Mannheimer Polizei Antje P. (47) gewaltvoll zu Boden gebracht, ihm
Handschellen angelegt und dabei Pfefferspray eingesetzt hat. Ein Arzt des Zentralinstituts für seelische
Gesundheit hatte die Polizei gerufen, um nach Antje suchen zu lassen. Die Polizei fand ihn und schlug
ihn tot. Letztes Jahr wurde der 19jährige Qosay Sadam Khalaf von der Polizei geschlagen und in
Gewahrsam genommen, er starb später im Krankenhaus. Qosay floh vor dem sog. Islamischen Staat
im Irak mit seiner êzîdischen Familie und suchte Zuflucht in Deutschland, nur um dort durch die Hände
der deutschen Polizei zu sterben. Für Qosay und seine Familie waren Daesh und die deutsche Polizei
letztendlich gleich.
Die Liste der durch die Polizei getöteten Menschen ist viel zu lang. Es genügt zu sagen, dass mit
tödlichen Polizeieinsätzen auch völlige Verantwortungslosigkeit und eine Missachtung des Lebens von
armen und marginalisierten Menschen einhergehen. Tatsächlich haben alle Menschen, die von der
Polizei erschossen oder stark verletzt wurden schwere soziale Ungerechtigkeiten und psychische
Erkrankungen erfahren. Laut einer Schätzung waren drei Viertel der in den letzten Jahren von der
Polizei Getöteten, Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Wir unterstützen die Forderungen der ‚Initiative 2 Mai‘ und anderer nach der Einrichtung einer
unabhängigen Kommission, Beschwerdestelle und Opferberatungsstelle.
Die Polizei erhält derzeit mehr und mehr legale Befugnisse, etwa durch das neue Versammlungsgesetz
in NRW (#NoVersGNRW). Zur selben Zeit sind ihre Opfer und deren Familien mit Gleichgültigkeit
konfrontiert.
Wir rufen euch dazu auf, solidarisch zu sein und gegen diese Ungerechtigkeit zu stellen. Ihr Tod soll
nicht unbemerkt und ihre Namen in Erinnerung bleiben.