Wann

29/08/2019    
19:00 - 22:00

Wo


Veranstaltungstyp

„Die soziale Ungleichheit der Wohn- und Lebensverhältnisse ist kein Naturgesetz“, so steht es auf Plakaten, die zu Demonstrationen gegen den „Mietwahnsinn“ aufrufen. Zweifellos. Sie ist kein natürliches, sondern ein ökonomisches Gesetz. Das gilt, weil und so lange im Lande marktwirtschaftlich gerechnet und produziert und eben auch gebaut und gewohnt wird.

Man kann – gegen die eigene Erfahrungen – dagegen einwenden, dass Wohnen keine Ware, sondern ein Menschenrecht sei, also nicht nach den üblichen Kriterien der Gewinnproduktion und -maximierung abgewickelt werden dürfe.

Man kann – wie die Kampagne „Deutsche Wohnen & Co enteignen!“ – auf eine Entmachtung der Konzerne durch Übernahme in Staatseigentum setzen und sich davon bezahlbares Wohnen für Normalverdiener erhoffen.

Man kann aber auch versuchen, wenn einen schon die Unterordnung auch dieses Grundbedürfnisses unter die Logik kapitalistischer Geldvermehrung stört, sich ein wenig Klarheit über dieses Gewerbe zu verschaffen:

  • Warum ist das Geschäft mit Grundstücken und Wohnraum ein Grundpfeiler jedes ordentlichen nationalen Wirtschafts-Standorts, der den „Mietenwahnsinn“ als schönen Beitrag zum Wachstum verbucht?
  • Warum eignet sich gerade die Immobilienbranche dazu, mit dem, was vielen als „Wucher“ gilt, ihre Kassen prächtig zu füllen?
  • Nach welchen Grundsätzen verfährt ein Staat, der das Eigentum, insbesondere das an Boden und allem, was darauf gebaut wird, ins Recht setzt und die Nachfrager in Sachen Wohnen den Erpressungen der Anbieter damit aussetzt?
  • Was ist Sinn und Zweck „sozialer Wohnungspolitik“, die die geschäftstüchtige Ausnutzung eines unabweisbaren Bedarfs an Wohnraum durch Grund- und Wohnungseigentümer nicht unterbindet, sondern voraussetzt und begleitet?

Erkenntnisse dieser Art ersparen zwar niemandem die nächste Monatsmiete oder Mieterhöhung. Aber fürs erste wenigstens die Illusion, ein marktwirtschaftlich funktionierender Standort sei ohne immer steigende Mieten und Wohnungsnot zu haben.