Arbeiten an der Universität

Wann

05/11/2018    
16:00 - 19:00

Wo

T2- 220, Universität Bielefeld
Universitätsstraße 25, Bielefeld, 33615

Veranstaltungstyp

BASISGEWERKSCHAFTLICHE KÄMPFE AN DER HOCHSCHULE

Arbeiten an der Universität: Arbeitskämpfe, streiken, sich zusammenschließen?

Geht das? Und wenn ja, warum sollten wir uns an der Uni organisieren, streiken? Ganz einfach, weil du dort arbeitest. Du hast i.d.R. merkwürdige Verträge, meistens sehr kurze, ein paar Monate vielleicht, und immer wieder neue Verträge, Kettenverträge. Ganz gleich, ob du als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft oder im sog. Mittelbau arbeitest, Befristung prägt dein Arbeitsleben. Und es ist nicht sicher, das du jeden Monat bezahlt wirst für die Arbeit, die du leistet.

Im Januar 2018 wandte sich eine studentische Hilfskraft an die Bildungssektion der FAU Jena. Ihr war von der Uni Jena das Gehalt für geleistete Arbeit verweigert worden. Freiwillig rückte die Leitung der Universität das Geld nicht heraus, die Bildungsgewerkschaft Jena zog vor Gericht und erstritt dort das ausstehende Gehalt.
Prekär wird nicht nur die persönliche wirtschaftliche Situation, du musst Miete, Essen etc. zahlen, wartest aber auf Geld, was nicht kommt. Aufmucken birgt auch das Risiko, keine weiteren Folgeverträge zu bekommen. Soll ich auf meinem Recht bestehen, zu welchem Preis?

Die Bildungssektion der FAU Berlin war bereits seit 2016 in die Tarifauseinandersetzungen an den Unis In Berlin involviert. Studentische Hilfskräfte forderten einen Tarifvertrag, da sie in den letzten 15 Jahren ca. 25% weniger Gehalt bekamen und dem Lohndumping ein Ende setzen wollten. Erst Ende 2017 konnten sie aber, deutsches Streikrecht sei Dank, mit den Arbeitskämpfen an den Unis beginnen, mit Demonstrationen und, 2018, mit Warnstreiks.
GEW und verdi setzten dagegen auf Verhandlungen mit den Uni-Leitungen. Ab Mai kam es immer wieder zu Streiks an den Universitäten. GEW und verdi „schätzten“ die eigene Kampfkraft so gering ein, das sie im Juli die Streiks abbrachen und einen Tarifvertrag mit den Hochschulleitungen aushandelten.

Aber auch im wissenschaftlichen Mittelbau wird die Situation prekärer. Eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen der Technischen Universität Berlin (TUB) sieht sich massiven Schikanen ausgesetzt, weil sie die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen fordert.
Zwei Forscherinnen der TU Berlin leiden bei einem Arbeitseinsatz in Uruguay unter gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen und einer Projektleitung, die Arbeitszeiten von mehr als 10 Stunden pro Tag einfordert, ohne freie Tage. Als die Forscher_innen die Verantwortlichen auf ihre Situation aufmerksam machen, finden sie nirgendwo Gehör und werden sie in ihrem Arbeitsumfeld isoliert. Sie müssen feststellen: es gibt keine Strukturen, die ihnen effektiv zur Seite stehen. So wenden sie sich an die Basisgewerkschaft FAU und eine lange Auseinandersetzung beginnt.
„Meiner Meinung nach setzt unser Fall einen möglichen Präzedenzfall für Studierende und Promovierende, die um ihre Rechte kämpfen. Sie sind in der Lage, Gerechtigkeit zu erlangen. Er macht aber auch deutlich, dass sich Doktorand_innen für bessere Arbeitsbedingungen organisieren müssen“, so Maria Tobar, eine der Betroffenen.

Sicher, irgendwann muss der Gegenseite verhandelt werden. Wenn du aber aus einer, wenn auch nur angenommen Position der Schwäche heraus verhandelst, hast du schlechtere Karten. Die Lohnentwicklung in D-land zeigt dies in den letzten Jahren überdeutlich. Daher bewertet die Basisgewerkschaft Bildung in der FAU Berlin die Einigung zwiespältig. Das die Uni-Leitungen überhaupt verhandelten, werteten sie als Erfolg. Das Ergebnis war eher mau, der Gehaltsunterschied zwischen studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräften wird größer.

„Über lange Sicht betrachtet befinden wir uns heutzutage in einem Kreislauf, in dem die Gewerkschaften dank der Sozialpartnerschaft immer schwächer werden … Dadurch verbessert sich nicht gerade der gewerkschaftliche Organisationsgrad, was die Gewerkschaften wiederum an ihrer Kampfkraft zweifeln lässt. Somit erscheinen Verhandlungen plus politischer Druck für die Gewerkschaften wiederum aussichtsreicher als Streiks.“ So reflektierte die Bildungssektion der FAU Berlin die Situation (https://berlin.fau.org/news/tvstud-streik-ist-das-die-einigung-die-wir-wollen)

Wie sieht es in Bielefeld aus, gibt es Menschen, die an der Uni arbeiten und die sich für bessere Arbeitsbedingungen, für ein höheres Gehalt oder einfach nur ihre Rechte zusammen tun, organisieren wollen?
Wie sieht es mit individuellen und kollektiven Arbeitsrechten aus, sind die auch für Hilfskräfte und wissenschaftliche Mitarbeiter_innen gültig?
Wie kann gemeinsam Druck erzeugt werden, damit Verhandlungen positiv verlaufen, aus einer Position der Stärke heraus?
Oder wie schon „Ton, Steine, Scherben“ in den 70er Jahren sangen: „Allein machen sie dich ein, kriegen sie dich klein …“, deshalb: ORGANIZE NOW!

Veranstaltung mit Referent der Bildungssektion der FAU Berlin

Allgemeines Syndikat in der FAU Bielefeld

http://bielefeld.fau.org/arbeiten-an-der-universitaet